Du kennst "Glitch-Kunst" nicht? Dann hast du nicht
viel versäumt. Glitch-Kunst behauptet, Fehler im System systematisch zu
häufen und zu nutzen. Wenn du dich über ein kaputtes Bild in der
Digitaltechnik ärgerst, siehst du "Glitch", siehst du Verschiebungen und
erlebst Ausfälle. Die Glitch-Artisten behaupten nun, die Fehler
systematisieren zu können. Heraus käme ein Abbild der gestörten Welt.
Mir ist 2002 tatsächlich mal passiert, dass die
Verschmutzung eines digitalen Lesekopfes einer Kamera mir so erstaunliche
Fehlbilder lieferte, dass ich einen Nachmittag lang die tollsten
Fehlermomente sammelte, bevor ich bitteschön mal den Lesekopf reinigte und
damit das Problem beseitigte. Ich habe diese Aktion als Einzelereignis
festgehalten, aber mich nicht bemüht, später nochmals fehlerhafte Bilder
einzufangen oder gar zu erzeugen.
2015 dann aber besuchte ich einen Vortrag mit einer
Glitch-Artistin, die richtig Fan war von solchem Geglitsche. Sie wilderte
z.B: mit Hilfe eines Text-Editors im Code von Foto-Bearbeitungsprogrammen herum. Die recht
mühsam von ihr erzeugten Kaputtbilder beeindruckten mich aber nicht. Im
Internet recherchierte ich dann das Phänomen und schnitt aus verglitchten
geklauten Filmsequenzen mir einen persönlichen Glitch-Film zusammen. Und
wieder trat eine Pause ein, denn die Glitcherei holte mich nach wie vor
nicht vom Hocker.
2ß17 allerdings entdeckte ich, dass im
Android-Betriebssystem zahlreiche App-Bastler den Künstlern ganz neue
Werkzeuge bereitstellten. Und eines hieß, na wie wohl, "Glitch".. Es
versaute auf Tastendruck Fotos, die ich ihm zu fressen gab. Das machte es
besser als fast alle Glitch-Bilder, die ich im Internet gesehen hatte.
Okay, manchmal nun, da es so einfach wurde, ein Glitcher zu sein, glitche
ich. |